tigercrane
23-04-2002, 15:14
hi an alle
worin seht ihr den unterschied bei der handhabung zwischen speer und stock?
viele grüsse
mit dem stock wird im shaolin quan kung fu mehr gestoßen als im speer. der speer wird nicht als "spitze" angesehen, sondern als klinge, das heisst es werden schnittbewegungen mit der spitze gemacht. dies ist meiner meinung nach der hauptunterschied.
ausserdem werden im shaolin quan kung fu der stock mit der rechten hand geführt und der speer mit der linken. erst wenn ein schüler beide waffen beherrscht, hat er das harmonische gleichgewicht.
Zorak Zoran
24-04-2002, 02:22
Es gibt sehr unterschiedliche Arten an Langstöcken wie auch an Speeren, so daß es nicht so einfach ist einen generellen Unterschied auszumachen, der über die offensichtliche Klinge hinausgeht, die der Speer zusätzlich zum Schaft (=Langstock) hat.
Es gibt Stilrichtungen wie z. B. Tai Ji Gun im Yang Stil und auch im Wu-Stil, in denen der Langstock vornehmlich stechend eingesetzt wird. Die Art der Krafterzeugung ist dabei sehr verwandt dem Speer.
Andererseits gibt es z. B. im Lohan Gun Stiche, Schläge, Einhändige und Zweihändige Schwünge etc. mit vielen Griffwechseln, Auslagenwechseln etc. die eher gleichberechtigt Stiche und Hiebe zum Einsatz bringen. In den Chen Stil Tai Ji Waffenformen gibt es ebenfalls eine Speer- und Langstock-Kombinationsform, die in der Regel mit dem Speer ausgeführt wird. Über Erfahrungen im praktischen Einsatz kann ich hierzu aber leider nichts berichten.
Andererseits kann ich zum Hao-Stil Tai Ji Gun sagen, daß hier ebenfalls Schlag und Stich und Auslagenwechsel kombiniert mit dem für Tai Ji Waffen typischen Timing sehr gute Anwendbarkeit in der Praxis haben (ehrlich gesagt: meine Lieblings-Langstock-Prinzipien kommen daher).
Es gibt die Peitschenstock-Variante (Bian Gun), bei denen ein sehr flexibler Stock (häufig relativ dünnes Rattan) derart geschlagen wird, daß er um die verbreiteten harten Blöcke eines unflexibleren Langstocks herumschwingt und trotz Blocks immer noch trifft (tut schon bei leichtem Kontakt ziemlich weh!). Dieser Stock ist für Stiche aber eher schlecht einzusetzen, da beim Stich die Energie zu einem guten Teil den Stock verformt, aber nicht wirklichen Schaden beim Empfänger des Stiches anrichtet.
Andererseits gibt es extrem harte und schwere Stöcke, die mit der schieren Masse eine solche nicht wegzudiskutierende Wucht beim Schlag entfalten, daß an harte Blöcke ohnehin nicht mehr zu denken ist. Solche Stöcke werden häufig im Schlag zur Überbrückung der Distanz eingesetzt und dann in der mittleren Distanz stechend oder im Halbstock (kurzer Griff in der Mitte des Stockes) schlagend geführt.
Beim Speer sind auch neben den sehr flexiblen modernen Sport-Speeren unterschiedlich beschaffene Varianten im Einsatz. In der Regel ist ein Speer, wenn er sehr lang ist (länger als Körperhöhe+ca. 1m) schlechter schlagend einzusetzen, als ein kurzer Speer mit den gleichen Maßen wie ein entsprechender Langstock (Ausnahme: im *ing *ung wird augenscheinlich ein ebenfalls sehr langer Langstock eingesetzt, bei dem ich erwarten würde, daß er in der Praxis mehr wie ein Speer geführt wird - hatte bisher noch nicht die Gelegenheit dies zu verifizieren).
Auslagenwechsel sind im Speer seltener. Der Einsatz in der Praxis Speer gegen Speer ist von den Prinzipien her relativ ähnlich dem moderneren Stichfechten (Florett, Degen). Man findet die gleichen Grundkonzepte zur Kontrolle der gegnerischen Waffe etc. wieder, wenn man Speer gegen Speer trainiert. Bei nicht gepaarten Waffen wie Speer gegen Pu Dao oder Jian ist die Ähnlichkeit dann wieder dahin. Da greifen dann die typischen Stangenwaffen-Grundkonzepte, die allen (nicht nur chinesischen) Stangenwaffen gemein sind: man hat einen Langstock mit "Nutzlast" bzw. eine Klingenwaffe am Stiel - und so kann man sie dann auch einsetzen. Gegen das Jian funktioniert z.B. der Stich aus der Bindung mit Opposition nicht, da der Schwertkämpfer eine starke Bindung an einer Zweihandwaffe praktisch immer vermeiden wird und bei einer schwachen Bindung die führende Hand des Speerkämpfers gefährdet ist.
Insbesondere der Doppelspeer (an beiden Enden eine Speerspitze) wird sehr ähnlich einem Langstock geführt mit dem kleinen Unterschied, daß er je nach Art der Spitze nicht nur stechend, sondern auch schneidend oder reißend eingesetzt wird.
Auch im Speer mit nur einer Spitze ist die Formgebung der Spitze für die bevorzugte Einsatzart ausschlaggebend - so gibt es neben den sattsam bekannten rautenförmigen Spitzen im Wushu auch geflammte Klingen, breite Stoßklingen mit Panzer(Rüstung)-brechenden Eigenschaften etc. Je nachdem, wo ein solcher Speer eingesetzt werden sollte, wurde die Nutzlast den potentiellen Gegnern und deren Bewaffnung angepaßt.
Auch kann man gewisse regionale Unterschiede im bevorzugten Einsatz ausmachen. So wird - zumindest nach meinen Formenkenntnissen - in südlichen Stilen der Hung Kuen Tradition eher der Halbstock-Griff (in der Mitte der Stocklänge) für den Einsatz in der mittleren Distanz favorisiert, während im nördlichen Lohan Gun die Distanz eher lang bis mittel ist und der Griff ein Langstock-Griff (im unteren Viertel der Stocklänge; siehe auch engl. Quarterstaff, daher kommt nämlich die Bezeichnung für den englischen Kampfstab). Dies sind aber nur Tendenzen in den jeweiligen Formen. Ich bin sicher, daß in der Praxis jeder Langstock-Stil alle relevanten Distanzen berücksichtigen wird.
tigercrane
24-04-2002, 13:38
hi an alle
also heisst das, dass jemand der mit dem stock umgehen kann, nicht mit dem speer klarkommt oder ?
:D :D
viele grüsse
Yue Ya Chan
24-04-2002, 22:36
@ Zorak Zoran:
Dein Wissen ist bewundernswert!!!:respekt:
wer stock kann der kann mit allem umgehen, was man in 2 hände nehmen kann...
...man muss dann nur noch die besonderheiten des jeweiligen gegenstandes lernen.... ....oder?
wir arbeiten ja nicht mit techniken sondern konzepten im kung fu:
und stock ist das konzept: "lange waffe"
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