Michael Kann
11-05-2004, 17:46
Zurück ins Mittelalter - Landesausstellung auf den Spuren der Franken
Unter dem Titel „Edel und frei - Franken im Mittelalter“ werden im Forchheimer Pfalzmuseum 1000 Jahre fränkischer Geschichte aufgeblättert und so viele kostbare Bausteine zusammengesetzt, dass eine sehr lebendige Vorstellung davon entsteht, wie sich aus einem bunten Völkergemisch eine gemeinsame fränkische Identität und eine einheitliche politische Organisation herausbildeten.
Vom Ende der Völkerwanderungszeit bis zur Gründung des fränkischen Reichskreises im Jahr 1500 führt die in acht Abteilungen gegliederte Zeitreise, die das Augsburger Haus der bayerischen Geschichte in der ehemaligen Residenz der Bamberger Bischöfe inszeniert hat. Ein organisatorischer Kraftakt, der fast drei Jahre Vorbereitungszeit und alles in allem über 1,5 Millionen Euro gekostet hat.
Der 30.000-Einwohner-Stadt, im Mittelalter prominenter Schauplatz von Reichsversammlungen und Königswahlen, dürfte nun bis zum 24. Oktober überregionale Aufmerksamkeit gewiss sein.
In ihrer Folge soll hier 2006 eine oberfränkische Zweigstelle der Archäologischen Staatssammlung München eröffnet werden. Damit verbleibt auch jener Ausstellungsteil in Forchheim, der am weitesten zurückführt — zu den ersten Zeugnissen der Franken in Franken — und den Auftakt eines spannenden historischen Lehrpfads markiert, der die Attraktion hochkarätiger Exponate mit einer einladenden Ausstellungsarchitektur verbindet.
Was von den ersten Franken übrig blieb, die nach dem Sieg des Merowingerkönigs Chlodwig I. über die Alemannen aus dem heutigen Frankreich nach Osten vorstießen, liegt unter den Füßen des Besuchers in gläsernen Vitrinen, deren Anordnung einem damaligen Gräberfeld nachempfunden ist: Grabbeigaben, Waffen, Keramiken und filigrane Fibeln belegen, wie sich mit den neuen, bereits christianisierten Siedlern auch die Kultur der germanischen Ureinwohner verfeinerte.
Eine dreidimensionale Zeitleiste, die die Jahre 600 bis 1200 umspannt, macht das Ringen von Kirche, Königen, Kaisern und Adelsgeschlechtern um die fränkische Vorherrschaft exemplarisch sichtbar: Es geht von der Machtübernahme der Karolinger über die Gründungen der Bistümer Würzburg, Eichstätt und Bamberg bis zu den ottonischen und salischen Herrschern und dem Streben der mächtigen Würzburger Bischöfe nach der politischen Führungsrolle in ganz Franken (die ihnen freilich nie zufiel).
Einblick in die zunehmende Zersplitterung Frankens im Spätmittelalter gibt der letzte Raum. Mit der Gründung des fränkischen Reichskreises, der die geistlichen und weltlichen Herrscher zu einer 300 Jahre währenden Verwaltungseinheit zusammenführte, endet die Zeitreise, die gespickt ist mit exklusiven Exponaten. Kostbarste Schaustücke sind das in seiner opulenten Ausstattung unübertroffene Große Tucherbuch aus Nürnberg und eine Abschrift von Wolfram von Eschenbachs „Parzifal“-Epos, das die Bayerische Staatsbibliothek in München sonst streng unter Verschluss hält. Überaus prunkvoll ist ein vergoldeter Deckelbecher in Gestalt einer fantastischen Turmstadt aus dem Londoner Victoria und Albert Museum, den man übrigens nur deshalb erhielt, weil er bislang auf das 19. Jahrhundert datiert war. Erst jetzt wurde festgestellt, dass es sich um ein 400 Jahre älteres Kleinod handelt.
Auch über das Alltagsleben erfährt der Besucher viel. Wie es damals klang, ist an Hörstationen zu erlauschen, die in den überdimensionalen Nachbau eines Krummhorns eingelassen sind. Und im Burggraben, der während der Ausstellung Schauplatz eines bunten Rahmenprogramms wird, laden Handwerker, Geruchsstationen oder ein Badezuber dazu ein, mit allen Sinnen ins Mittelalter abzutauchen.
Um Frankens ganze Vielfalt vor Augen zu führen, das war den Augsburgern von Anfang an klar, reicht eine zentrale Schau nicht aus. Zum vertiefenden Einblick lädt deshalb ein „Kultour-Pfad“ ein, der zu 41 historischen Stätten in allen fränkischen Landkreisen führt und aus der Landesschau ein lebendiges, gesamtfränkisches Unternehmen macht.
Die Landesausstellung im Forchheimer Pfalzmuseum ist täglich von 9-17 Uhr geöffnet. Informationen unter Tel.: 09191/615094, im Internet: www.franken-im-mittelalter.de
Vielleicht besucht ja mal einer meine Heimat ;)
Unter dem Titel „Edel und frei - Franken im Mittelalter“ werden im Forchheimer Pfalzmuseum 1000 Jahre fränkischer Geschichte aufgeblättert und so viele kostbare Bausteine zusammengesetzt, dass eine sehr lebendige Vorstellung davon entsteht, wie sich aus einem bunten Völkergemisch eine gemeinsame fränkische Identität und eine einheitliche politische Organisation herausbildeten.
Vom Ende der Völkerwanderungszeit bis zur Gründung des fränkischen Reichskreises im Jahr 1500 führt die in acht Abteilungen gegliederte Zeitreise, die das Augsburger Haus der bayerischen Geschichte in der ehemaligen Residenz der Bamberger Bischöfe inszeniert hat. Ein organisatorischer Kraftakt, der fast drei Jahre Vorbereitungszeit und alles in allem über 1,5 Millionen Euro gekostet hat.
Der 30.000-Einwohner-Stadt, im Mittelalter prominenter Schauplatz von Reichsversammlungen und Königswahlen, dürfte nun bis zum 24. Oktober überregionale Aufmerksamkeit gewiss sein.
In ihrer Folge soll hier 2006 eine oberfränkische Zweigstelle der Archäologischen Staatssammlung München eröffnet werden. Damit verbleibt auch jener Ausstellungsteil in Forchheim, der am weitesten zurückführt — zu den ersten Zeugnissen der Franken in Franken — und den Auftakt eines spannenden historischen Lehrpfads markiert, der die Attraktion hochkarätiger Exponate mit einer einladenden Ausstellungsarchitektur verbindet.
Was von den ersten Franken übrig blieb, die nach dem Sieg des Merowingerkönigs Chlodwig I. über die Alemannen aus dem heutigen Frankreich nach Osten vorstießen, liegt unter den Füßen des Besuchers in gläsernen Vitrinen, deren Anordnung einem damaligen Gräberfeld nachempfunden ist: Grabbeigaben, Waffen, Keramiken und filigrane Fibeln belegen, wie sich mit den neuen, bereits christianisierten Siedlern auch die Kultur der germanischen Ureinwohner verfeinerte.
Eine dreidimensionale Zeitleiste, die die Jahre 600 bis 1200 umspannt, macht das Ringen von Kirche, Königen, Kaisern und Adelsgeschlechtern um die fränkische Vorherrschaft exemplarisch sichtbar: Es geht von der Machtübernahme der Karolinger über die Gründungen der Bistümer Würzburg, Eichstätt und Bamberg bis zu den ottonischen und salischen Herrschern und dem Streben der mächtigen Würzburger Bischöfe nach der politischen Führungsrolle in ganz Franken (die ihnen freilich nie zufiel).
Einblick in die zunehmende Zersplitterung Frankens im Spätmittelalter gibt der letzte Raum. Mit der Gründung des fränkischen Reichskreises, der die geistlichen und weltlichen Herrscher zu einer 300 Jahre währenden Verwaltungseinheit zusammenführte, endet die Zeitreise, die gespickt ist mit exklusiven Exponaten. Kostbarste Schaustücke sind das in seiner opulenten Ausstattung unübertroffene Große Tucherbuch aus Nürnberg und eine Abschrift von Wolfram von Eschenbachs „Parzifal“-Epos, das die Bayerische Staatsbibliothek in München sonst streng unter Verschluss hält. Überaus prunkvoll ist ein vergoldeter Deckelbecher in Gestalt einer fantastischen Turmstadt aus dem Londoner Victoria und Albert Museum, den man übrigens nur deshalb erhielt, weil er bislang auf das 19. Jahrhundert datiert war. Erst jetzt wurde festgestellt, dass es sich um ein 400 Jahre älteres Kleinod handelt.
Auch über das Alltagsleben erfährt der Besucher viel. Wie es damals klang, ist an Hörstationen zu erlauschen, die in den überdimensionalen Nachbau eines Krummhorns eingelassen sind. Und im Burggraben, der während der Ausstellung Schauplatz eines bunten Rahmenprogramms wird, laden Handwerker, Geruchsstationen oder ein Badezuber dazu ein, mit allen Sinnen ins Mittelalter abzutauchen.
Um Frankens ganze Vielfalt vor Augen zu führen, das war den Augsburgern von Anfang an klar, reicht eine zentrale Schau nicht aus. Zum vertiefenden Einblick lädt deshalb ein „Kultour-Pfad“ ein, der zu 41 historischen Stätten in allen fränkischen Landkreisen führt und aus der Landesschau ein lebendiges, gesamtfränkisches Unternehmen macht.
Die Landesausstellung im Forchheimer Pfalzmuseum ist täglich von 9-17 Uhr geöffnet. Informationen unter Tel.: 09191/615094, im Internet: www.franken-im-mittelalter.de
Vielleicht besucht ja mal einer meine Heimat ;)